Leidenschaft im Job ist SUPER! Viele von uns dürfen die Symbiose von Beruf und Berufung leben, sich in ihrem Traum verwirklichen. Sie ist das, was uns antreibt, sie gibt uns Power und Motivation, sie ist der Grund, warum wir resilient auch die schlechten Tage überstehen.
Vor Kurzem habe ich für die Recherche zu meinem Artikel “Wie viel Traum muss im Job stecken?” mit Sinnforscherin Tatjana Schnell von der Uni Innsbruck gesprochen. Sie hat mir vor Augen geführt, dass unsere Erwartungen an den Job heute viel zu hoch sind. Ein schöner Passus (ganze Geschichte gibt es hier):
Dieses Thema hat sich ähnlich entwickelt, wie die Ehe: Früher heiratete man aus rationalen Gründen. Heute muss der Partner Väterlichkeit, sexuelle Anziehung, Humor und Intellekt mitbringen, uns immer verstehen und die Sünden vergeben. Ähnlich überhöhte Erwartungen haben wir an unsere Arbeit. Wir wollen, dass SIE ALLEIN unserem Leben Sinn gibt.
Ein Satz, der mich getroffen hat.
Auch ich brenne wirklich für die Arbeit, schätze mich glücklich, von etwas leben zu können, was ich gut kann und gerne tu. Tatjana Schnell hat auch gesagt, dass Menschen, die mit Leidenschaft bei der Sache sind, manchmal auch sehr arm dran sind. Sie hat mir von einer US-Studie erzählt, die zeigt: Wer mit Passion bei der Arbeit ist, verdient weniger, als Menschen, für die der Job nur Brotjob ist.
Eigentlich müsste es ja umgekehrt laufen: Man steckt viel Herz in den Job, macht ihn nachweislich effizienter, der Output ist besser, der Kunde oder Arbeitgeber honoriert das, empfiehlt uns weiter, man arbeitet sich im Flow hinauf – und BAMM erreicht man scheinbar mühelos was man erreichen will.
Aber es ist das genaue Gegenteil! Man verdient weniger, weil man sich ausbeuten lässt. Denn man verhandelt nicht. Man nimmt, was man kriegen kann und gibt sich damit zufrieden. Weil man einfach nur froh ist, diese Arbeit überhaupt ausüben zu können, machen zu dürfen, was man liebt. Geld dabei verdienen? Am Anfang vielleicht nicht so wichtig.
Zu arbeiten bedeutet aber primär Geld zu verdienen. Alles darüber hinaus – die Suche nach Selbstverwirklichung, Glück, Lebenssinn –, das seien völlig überhöhte Erwartungen an das Thema Arbeit, sagt die Sinnforscherin.
Bei aller Liebe zum Job dürfen wir daher eines nicht vergessen: Menschen, die merken, dass wir lieben was wir tun, könnten das auszunutzen. Uns um Honorare, den Aufstieg, wichtige Kontakte prellen und uns schön klein halten, vielleicht auch auf uns rumtrampeln. Das ist in der Regel übrigens auch so, sagt Schnell.
Denn Liebe macht blind und verklärt die Sicht darauf, wie wir arbeiten. Ohne rosa Brille würden wir sehen, dass wir ruhig härter in der Sache sein, öfter mal “Nein” sagen, auf den Tisch hauen, sachlich und angemessen verhandeln könnten. Ein sehr angenehmer Nebeneffekt davon: Respekt. Die Crux an der Sache ist: Wir dürfen den Job dann nicht zu persönlich nehmen, uns seelisch von ihm abhängig machen – ihn wie das Business sehen, das er ist. Wirklich schwierig, bei so viel Verbundenheit.
Die Essenz dieses Posts: Die anderen sind schon hart. Sie verhandeln bereits strategisch, sind auf ihr Vorankommen im Job bedacht – und verdienen scheinbar auch mehr daran. Zeit, dass WIR, die mit SEHR VIEL LEIDENSCHAFT bei der Sache sind, das auch tun.